Dienstag, 26. April 2016

Vorbereitung

Der erste Probelauf hinsichtlich Alleinereisen und spartanischen Verhältnissen war also erfolgreich und machte Mut zu mehr...

Ich wurde des Wahnsins fette Beute und schnell standen die nächsten beiden Reisen fest:
Zwei Wochen wandern auf dem Stevenson Weg im französischen Zentralmassiv 
Sechseinhalb Wochen mit dem Fahrrad durch Irland

Ebenso schnell waren die Zug- und Flugtickets gebucht, Rad- und Wanderführer gekauft und begeistert deckte ich mich beim neu eröffneten Decathlon in Berlin Schöneweide mit allem ein, was man so braucht, wenn man wochenlang nur mit dem Nötigsten unterwegs ist.


Ungeduldig scharrte ich mit den Hufen für die ersten Testläufe mit Rucksack und Fahrrad im April....Es hätte alles so schön sein können - wenn denn wenigstens der April auch schön gewesen wäre. Nix da, kalt wars, feucht wars... und anstelle von "Raus aus der Comfortzone" entschied ich mich für "Rauf aufs Sofa" und verschob das Ausprobieren auf "dann wenns wieder schöner wird".

Es wurde nicht besser und wird auch bis Reiseantritt nicht besser....

Aber so ganz ungetestet konnte ich den Kram ja auch nicht lassen. Zumindest mal Probepacken dachte ich mir.  Als erstes war der Rucksack dran. Mit "Worst-Case-Szenario" - also bei der Idee von Superwetter und wenig Klamotten am Körper und ein bisschen Essen und Trinken im Rucksack - kam ich auf stolze 13 Kilo.
Kein Vergleich zu dem, was wir früher bei Wandertouren auf dem Buckel getragen haben. Schließlich waren weder die Rucksäcke noch die Zelte und Schlafsäcke solche Leichtgewichte, wie sie es heute sind. Und Multifunktionsklamotten kannten wir damals noch gar nicht. Eingepackt wurde das, was wir auch sonst trugen.
Nach den ersten fünf Minuten, in denen ich probeweise in meiner Wohnung auf und ab taperte, begannen meinen Schultern zu schmerzen. Fünf Minuten später hatte ich den Eindruck, dass sich mein Bandscheibenvorfall von vor zwei Jahren energisch über die Traglast beschwerte...

"Das trainiert sich von alleine, wenn man mal ein paar Tage unterwegs ist", sagte ich laut und energisch zu mir, setzte stöhnend die Last ab und fröhnte dem Optimismus.
Da das Wetter gerade mal ein bisschen Sonne hergab, beschloss ich den Rest des Tages mit dem Einlaufen der neuen Wanderstiefel zu verbringen.
Zuversichtlich stapfte ich los in Richtung Treptower Park und dann immer weiter an der Spree entlang. Nach eineinhalb Stunden konnte ich das hässliche Brennen an der Ferse nicht mehr ignorieren und entschloss mich zur Rückkehr. Eine Stunde später bewegte ich mich nur noch hinkend und mit zusammengebissenen Zähnen voran und zählte die Schritte bis zu meiner Wohnung. Neben der dicken Blase, die sich gebildet hatte, schickte mittlerweile auch mein linkes Zehengelenk laute Schmerzensschreie....
Nach dem Gang zur Apotheke und dem Rat des Apothekers, den Fuß zwei Tage zu schonen, verbrachte ich den Abend erschöpft und mit beginnendem Muskelkater mit Kyttasalbe und dem "Rauf aufs Sofa"-Programm

Zwei Tage später war auch alles wieder gut und der Optimismus hatte mich wieder: Mal sehen, ob auch alles in die Fahrradpacktaschen passt!
Das etwas spöttische "Na, allzuviel sind Sie mit dem Fahrrad ja noch nicht gefahren!" des jungen Mannes vom Fahrradladen, in dem ich mir letzten Herbst ein neues Tourenrad gekauft hatte, beim Montieren der Lowrider für die vorderen Gepäcktaschen, versuchte ich zu überhören. Etwas härter kam mich das beständige "Sie" an, obwohl hier in Kreuzberg auch bei älteren Semestern das "Du" doch zum guten Ton gehört - das sind die Momente, wo man sich richtig alt fühlt!
Das Packen der Fahrradtaschen erwies sich als wesentlich unproblematischer, da war dann doch noch eine Menge Platz. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben - gefahren bin ich mit dem ganzen Gepäck noch nicht.... es bleibt bis zum Tourenstart vermutlich beim Optimismus.... das wird schon....

Wenn der Kopf was anderes sagt als der Spiegel

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